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Helmut Brandstätter (NEOS) im Sommerinterview mit der serbischen Tageszeitung Blic

Im Rahmen unserer Sommerinterviewreihe erscheinen in der auflagenstärksten serbischen Tageszeitung Blic sowie dem Newsportal blic.rs mehrere Interviews mit österreichischen Spitzenpolitikern.

Nationalratsabgeordneter Helmut Brandstätter, Außenpolitischer Sprecher der NEOS und Mitglied der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Österreich-Serbien, spricht im Interview über die politische Teilhabe der Serbinnen und Serben in Österreich, den europäischen Weg Serbiens und seine kulinarischen Erlebnisse mit serbischen Spezialitäten.

 

Hier geht’s zum Interview mit Blic / blic.rs:

https://www.blic.rs/vesti/svet/austrisjki-poslanik-za-blic-o-srbima-u-becu-poseti-beogradu-cevapima-ocekujem-da/6vq1w9w 

 

Wie beurteilen Sie die politische Teilhabe der in Österreich lebenden Serbinnen und Serben?

In Österreich lebt eine große Zahl von Serb_innen, etwas 300.000, viele seit dem Zerfall Jugoslawiens. Ich gehe davon aus, dass viele dieser Menschen mittlerweile österreichische Staatsbürger_innen geworden sind und am politischen Prozess teilnehmen können. Es gibt Hinweise, dass es noch eine gewisse Gruppenbildung unter Immigrant_innen aus Serbien gibt, von der ich annehmen würde, dass es sich um ältere Menschen handelt, sowie um Menschen, die nicht aus Serbien stammen, sich aber ethnisch als solche sehen und daher möglicherweise kulturell stärker mit den Wurzeln verbunden bleiben. In Österreich lebende serbische Staatsbürger_innen zeigen starke Verbundenheit mit ihrer Heimat, was wir an einer guten Wahlbeteiligung während serbischer Wahlen sehen.

 

Setzen Sie und Ihre Partei sich für die Interessen der Serbinnen und Serben in Österreich ein und in welcher Weise?

Als liberale Partei stellen wir den Menschen in den Vordergrund. Daher setzen wir uns nicht für ethnische Gruppen per se ein, außer diese werden benachteiligt. Serb_innen sind anscheinend gut integriert und unterliegen nicht den gleichen Diskriminierungsproblemen, wie Mitglieder anderer Communities. Ich kenne Menschen aus Serbien, die genau so wienerisch reden wie jemand, der hier geboren wurde. Das finde ich erfreulich, das zeigt die funktionierende Integration

 

Was würden Sie ändern und haben Sie konkrete Vorschläge?

Wie gesagt, ich sehe keine großen Probleme. Als Chefredakteur des KURIER war ich auch für das KURIER Lernhaus zuständig, eine Form der Nachmittagsbetreuung. Da habe ich gesehen, dass der Wunsch nach Bildung das wichtigste ist. Die Kinder hatten unterschiedliche Herkunft und verschiedene Religionen, aber kein Problem damit, weil auch die Eltern keine Vorurteile hatten

 

Gibt es in Ihrer Partei serbischstämmige Mitglieder?

In unserer Partei gibt es höchstwahrscheinlich serbischstämmige Mitglieder. Da unsere Politik nicht ethnisch orientiert anlegen und auch unsere Mitglieder nicht auf diese Weise klassifizieren, haben wir keine Daten dazu. Und am Namen alleine kann man in Österreich wenig beurteilen, da es hier immer Zuwanderung gab

 

Unterstützen Sie den europäischen Weg Serbiens, womit sind Sie diesbezüglich mit der serbischen Staatsführung unzufrieden und womit zufrieden?

Ja, wir unterstützen den europäischen Weg Serbiens, wie des gesamten Westbalkans. Ich weise immer wieder darauf hin, dass der Westbalkan ein integraler Teil Europas ist. Die EU wird erst vollständig sein, wenn diese Staaten und Völker bei der Union sind.  Europa darf bei der Integration des Westbalkans nicht zögerlich sein. Das wäre nur im Interesse ferner Staaten, die kein starkes Europa wollen. Ich erwarte Bon der Politik in Serbien, dass sie den europäischen Weg konsequent weitergeht ohne gleichzeitig mit anderen Mächten zu flirten, um mit Brüssel eine bessere Verhandlungsbasis herauszuholen. Diese Strategie ist durchsichtig und kann nach hinten losgehen. Serbien ist Teil Europas und Serbinnen und Serben wären sicher in einer Allianz mit China oder der Türkei nicht dauerhaft glücklich. Russland spricht viel über die gemeinsame slawische Geschichte, aber wirtschaftlich liegt die serbische Zukunft in Europa. Europa weiß das, und ich glaube die Mehrheit der Menschen in Serbien weiß das auch.

 

Wie beurteilen Sie die Außenpolitik Serbiens, da sie in bestimmten Segmenten der Außenpolitik der Europäischen Union widerspricht, insbesondere in Bezug auf Russland und China?

Wie gesagt, die Spaltung Europas schadet allen, auch Serbien. Und nur ein starkes Europa wird souverän sein. Für mein Buch „Letzter Weckruf für Europa“ hat mit unter anderem Marko Duric auf Fragen geantwortet. Duric:“ Serbien gehört eindeutig und auch wertemässig zum von der EU beschriebenen Ziviliationskreis.“ Aber er meinte auch, Serbien könne auch ohne EU existieren. Das glaube ich auch. Aber ich bin sicher, in der EU lassen sich viele Probleme  besser lösen

 

Sie planen im Oktober nach Serbien zu kommen. Was erwarten Sie von diesem Besuch?

Viele Gespräche. Und noch mehr Verständnis für Ihren Standpunkt. Ich war zuletzt im Oktober 2014 in Belgrad, da hat der KURIER für die Flutopfer Geld gesammelt, gemeinsam mit dem damaligen Außenminister Kurz habe ich Aleksandar Vucic den Scheck überreicht. Da habe ich auch gemerkt, dass uns mehr verbindet als trennt. Wir haben später noch einmal in Wien miteinander gesprochen

 

Haben Sie schon eine serbische Spezialität probiert?

Jeder Wiener wächst unter anderem mit Čevapčići auf, wobei es diese Speise auch in anderen Ländern gibt. Ich bin sehr viel gereist und immer neugierig auf neue kulinarische Erlebnisse

Ende

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